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GMM veröffentlicht Buch: Big Data und Musik. Jahrbuch für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung 1/2018

Die Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung [GMM] hat im September 2018 ihr erstes Jarhbuch veröffentlicht. Unter dem Titel „Big Data und Musik“ werden Artikel von WissenschaftlerInnen und ExpertInnen versammelt die einen aktuellen Blick auf die Rolle und die Perspektiven von Big Data und Blockchains in der Musikwirtschaft werden.

Big Data ist nicht nur Sache von Versicherungen und Internetunternehmen. Auch für die global agierende Musikwirtschaft, die in den letzten knapp 20 Jahren bereits zahlreiche Transformationen überstehen musste, werden Sammlung, Analyse und Verwertung großer Datenmengen zu einem immer zentraleren Thema. Das Jahrbuch der Gesellschaft für Musikwirtschaftsund Musikkulturforschung versammelt hierzu unterschiedliche Ansätzeund Perspektiven auf das Thema Big Data und Musik: Von den Datafication-Algorithmen Spotifys über die rechtlichen Implikationen von Music Data Mining, die Blockchain bis zu der Nutzung von Big Data im Artist & Repertoire Management werden zentrale Anwendungsfelder von Musik und Big Data in den Blick genommen.

Das Jahrbuch für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung [JMMF] ist explizit überdisziplinär angelegt dokumentiert und als thematisches und zugleich offenes Forum aktuelle Forschung, Diskussionen, Publikationen und Veranstaltungen zu Entwicklungen der Musikwirtschaft und Musikkultur dokumentieren. „Die Jahrbücher sollen den Stand der Forschung aufarbeiten aber auch über aktuelle Publikationen und Veranstaltungen informieren“, so Prof. Martin Lücke, der den Band als erster Vorsitzender der GMM mit herausgegeben hat. Gleichzeitig ist das JMMF auch als Plattform für den wissenschaftlichen Nachwuchs konzipiert und jederzeit für Einreichungen offen.

Inhalts- und AutoreInnenverzeichnis

Der Inhalt

  • Musik und Big Data
  • GMM Best Paper Award
  • Veranstaltungsbesprechungen
  • Rezensionen

Die Zielgruppen

  • Studierende, Lehrende und WissenschaftlerInnen der Kultur- Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
  • Praktiker in der Musikwirtschaft

Die Herausgebenden

  • Dr. Michael Ahlers ist Professor für Musikdidaktik mit dem Schwerpunkt Populärmusik und stellvertretender Direktor des Instituts für Kunst, Musik und ihre Vermittlung an der Leuphana Universität Lüneburg.
  • Lorenz Grünewald-Schukalla ist Medien- und Managementwissenschaftler sowie Geschäftsführer der Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschunge.V.
  • Dr. Martin Lücke ist Professor für Musikmanagement sowie Head of Media School der Hochschule Macromedia, Campus Berlin.
  • Dr. Matthias Rauch leitet die Kulturelle Stadtentwicklung Mannheim.

Keywords

Data Mining in der Musikwirtschaft, Geschäftsmodelle in der Musikwirtschaft, Musik-Streaming, Blockchain, Streamingdienste für Musik Artist & Repertoire in der Musik Urheberrecht Musik

Link zu Buchpräsentation und Download beim Verlag: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-21220-9#toc

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Bericht: GMM Best Paper Award @ Most Wanted Music 07.11.2017

Am 07.11. 2017 fand zum zweiten Mal der GMM Best Paper Award statt, bei der die Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung herausragende Abschlussarbeiten prämiert. Erneut im Rahmen der Berlin Most Wanted:Music Konferenz, diesmal jedoch als Satellite-Event an der SRH Hochschule der Populären Künste Berlin wurde die Veranstaltung im Umfeld von Musik und Akademie zugleich platziert. In drei Kategorien (Bachelor, Master und Forschungsprojekt) präsentierten fünf von der GMM vorausgewählte Studierende ihre Arbeiten und Projekte vor einer Jury aus Praxis und Wissenschaft von Musikwirtschaft und Musikkultur.

Die TeilnehmerInnen und Jury des GMM Best Paper Awards

Den Einstieg machte Frederik Rosebrock von der Hochschule Macromedia Hamburg mit seiner Bachelorarbeit „Social-Media-Marketing von deutschen Popmusikern auf Instagram ­ Die Bedeutung des visuellen Faktors“. Er kategorisierte die Instagram Posts von deutschen KünstlerInnen und abeitete durch die Erhebung ihrer Response-Rates heraus, dass Portraits und Selfies gegenüber klassischer Werbung mehr Resonanz unter den Fans hervorrufen.

Es folgte Ina Heinrich mit einem studentischen Forschungsprojekt zu „Musikszenenforschung im peripheren Raum: Network Hopping im Rhein-Erft-Kreis“. Gemeinsam mit ihren KommillitonInnen von der Universität Paderborn erforschte sie, welche Förderungsmaßnahmen sich NachwuchskünstlerInnen im ländlichen Raum wünschen und musste herausfinden, dass dort die Möglichkeiten für dort lebenden Jugendlichen trotz großem kulturellen Interesse durch eine fehlende Musikszene sehr begrenzt sind.

Katharina Wolf (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) präsentierte die in Ihrer Masterarbeit entworfene „Theorie der Prioritätensetzung bei der Nachhaltigkeitsintegration in der Berliner
Clubszene.“ Durch Experteninverviews mit Berliner Technoclubs arbeitete sie spezifische Nachhaltigkeitsinteressen der Clubbetreiber aber auch Hindernisse bei ihrer Umsetzung heraus.

Ebenfalls in der Kategorie Masterarbeit präsentierte Christine Preitauer von der Hochschule für Musik, Theater und Medien ihr Projekt „Unterstützung der Internationalisierung“, in dem sie die Interantionalisierungsherausforderungen kleiner Musikwirtschaftsakteure in Mannheim, Berlin und Hannover für die internationale Vernetzung ihrer Wertschöpfungsaktivitäten erhob.

Abschließend konstatierte Markus Schwarzer von der Popakademie Mannheim mit seiner Arbeit zu „Business Model Innovation in der Tonträgerindustrie“, dass die Labels trotz der vielversprechenden Poteziale von Geschäftsmodellinnovation nach wie vor an ihrer klassischen Arbeitsweise festhielten. Statt mit neuen Erlösmodellen zu arbeiten ständen hier nach wie vor Einmalzahlungen für die Nutzung von Tonträgern im Zentrum.

Die Jury, bestehend aus Dr. Anita Jóri (UdK Berlin), Simone Orgel (re:publica), Tom Kurth (Native Instruments) und Prof. Dr. Martin Lücke (Hochschule Macromedia) diskutierte die Arbeiten rege und wählte auch GewinnerInnen aus: Die Preise gingen in diesem Jahr an Frederik Rosebrock, Ina Heinrich und Markus Schwarzer, die mit ihrem Award an weiteren Nachwuchsaktivitäten der Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung teilnehmen können.

Die GewinnerInnen des GMM BPA bei der Preisverleihung

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8th Vienna Music Business Research Days. Review

While the headline theme „blockchain“ occupied the central position of this year’s VMBRDays, a very lively discussion around several topics significant for today’s music business developed.

Before kicking off the official conference Ph.D. and master students had the opportunity to discuss their work with acclaimed mentors form the field of music business research at the Young Scholars Research Workshop (Co-organized by the GMM). The presentations covered topics from the branding of classical music, collaborative online song production or the influence of copyrights on the creative process. This years workshop was also very international with contributions on the adoption of streaming services in South Africa and collective rights management organizations in Barbados.

The first conference day, traditionally open for recent research contributions, gathered a variety of perspectives towards the music business. Sessions focused on e.g. music entrepreneurship, artist management, music festivals or music preferences. Regularly these talks aimed for a critical view on business practices and for strategies musicians might apply in order to strengthen their position, particularly without a major label background.

Day two was reserved for invited talks concerned with new gatekeeping processes, mental health in music business, and of course the blockchain technology. Generally the talks showed a great interest in understanding the artists’ issues and concerns – music business research on micro-level, one could say. Not neglecting the developments in the big music industry, they tried to figure out how streaming already and blockchain eventually will affect the business. However, probably more often than usually “making a living with music” and alternative models to do so were addressed.

The informative and skeptical days in Vienna, looking at issues at the edge of the plate, with great food, perfect hosts, and lots of interesting discussions, ended with the announcement of Benjamin Schiemer and Elke Schüßler as winners of the Best Paper Award of the Young Scholars Workshop with their work on „Virtual Songwriting: Fostering Creative Processes through “Challenge” and “Collaboration”“. Congratulations!

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Stärkere Einbeziehung der Fachausschüsse & Call for Participation

Auf der letzten Vorstandssitzung wurde besprochen, wie die Aktivitäten der GMM Fachausschüsse noch stärker in die Arbeit der gesamten Gesellschaft einbezogen werden können. Folgende Beschlüsse, die den Fachausschüssen zugute kommen wurden dabei getroffen:

  1. Neben der nun erstmals vom Fachausschuss zu Musik & Urheberrecht in Anspruch genommenen Workshop-Pauschale können Zuschüsse für Aktivitäten der Fachausschüsse wie Publikationen oder Tagungen beantragt werden. Hierzu ist zunächst ein Antrag an den Vorstand mit einer kurzen Projektbeschreibung und Kostenplanung an den Vorstand (info@musikwirtschaftsforschung.dezu senden. Zur Erinnerung: Für die Kosten kleinerer Veranstaltungen kann eine Workshop-Pauschale von 150 Euro beantragt werden. Die Workshop-Pauschale kann formlos per E-Mail an den Vorstand beantragt werden und ist mit der Abgabe eines Abschlussberichtes für die GMM-Website verbunden.
  2. Die Fachausschüsse können sich aktiv an der Herausgabe des Jahrbuchs der GMM beteiligen. Hierzu können die SprecherInnen der Fachausschüsse thematische Vorschläge an den Vorstand (info@musikwirtschaftsforschung.desenden. Bei Eignung des Themas können Teams von HerausgeberInnen aus Vorstand und Ausschuss gebildet werden. Dies ist bereits jetzt für das Jahrbuch 2019 möglich.

    Gründung neuer Fachausschüsse (Musik & Ausbildung, Musik, Marketing & Brands)

Daneben gibt es Interesse an der Gründung zweier neuer Fachausschüsse, die nach weiteren Mitarbeitenden suchen:

  1. Der Ausschuss ‚Ausbildung‘ stellt sich schwerpunktmäßig der Frage, wie aktuell für die Musikwirtschaft ausgebildet wird und welche curricularen Änderungen in den nächsten Jahren nötig sein werden. Wie wirken sich neue Geschäftsmodelle auf die Inhalte der Studiengänge aus und wie können Hochschulen und Musikunternehmen in diesem Punkt besser miteinander kommunizieren? Interessierte können sich formlos unter luecke@musikwirtschaftsforschung.de melden.
  2. Ein weiterer Ausschuss zu ‚Marketing & Brands‘. Hier soll interdisziplinär an Fragen zu Marken als Geschäftsmodellen für Musikunternehmen und KünstlerInnen, zu Marken als kulturellem Gegenstand von Musikkulturen (z.B. KünstlerInnen als Marke) oder zu neuen Markt- und Machtverhältnissen gearbeitet werden. Der Ausschuss ist offen für weitere Themen und Mitarbeitende. Interessierte können sich formlos unter gruenewald@musikwirtschaftsforschung.de melden.

Für die Mitarbeit an einem Fachausschuss ist die Mitgliedschaft in der GMM zunächst nicht erforderlich.

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Veranstaltungsbericht “Solutions for a more equal electronic music scene and business” – re:publica Panel zu Frauen in der elektronischen Musikwirtschaft

Wie können wir den Geschlechterungleichheiten in der elektronischen Musikszene begegnen? Welche Lösungen bieten sich an, und wie können wir sie implementieren? Diesen Frage stellte sich auf der diesjährigen re:publica ein von der Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung e.V. (GMM) präsentiertes Panel. Auf der ‘Stage L1’ in der STATION Berlin, ein Raum des alten Postbahnhof an der Luckenwalder Straße (Berlin-Kreuzberg), dessen blanke Betonwände mit den re:publica Farben ausgeleuchtet waren, kamen fünf unterschiedliche Perspektiven auf das Thema “Solutions for a more equal electronic music scene and business” zusammen.

Christine Kakaire, Journalistin und Beraterin mit internationaler Karriere in der elektronischen Musikszene, moderierte das Panel, das mit Anita Jóri, Linguistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität der Künste, Désirée Vach, Gründerin des Labels Snowhite Records und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbands Unabhängiger Tonträgerunternehmen (VUT), Camille Darroux, DJ und Gründerin der Mimosa Agency sowie Thomas Vorreyer, Chefredakteur bei THUMP besetzt war.

Den Diskutierenden ging es nicht darum erneut zu klären, ob es überhaupt Ungleichheiten in der Szene gibt, und ob diese immanent seien. Stattdessen bot Christine Kakaire in Ihrem Eröffnungsstatement sehr deutliche Zahlen an: Nur 14% der Britischen PRS identifizieren sich als Frauen während die Top 100-Liste von Resident Advisor lediglich weibliche 14 DJs enthält. Hierzu veröffentlichte die Gruppe Female Pressure weitere Zahlen. Im Anschluss befragte sie daher die Panelist_innen direkt ihren Perspektiven und Ideen für mögliche Lösungsschritte.

Im Verlauf des einstündigen Panels arbeitete sie verschiedene Strategien heraus. So hielten die Panelisten es für wichtig, dass man selbst Verantwortung übernehme und ‘accountable’ bleibe. So erklärte Thomas Vorreyer, dass er eigene Statistiken darüber führt, wie divers die Berichterstattung und auch das Netzwerk der Journalist_innen ist, die für THUMP arbeiten. Seine Aufzeichnungen ermöglichen es besser zu koordinieren, wer, wie, worüber schreibt, und dass so ausgewogenere Perspektiven bei gleichzeitig diverseren Themen abgebildet werden können. Désirée Vach betonte, dass Frauen in der Musikwirtschaft darauf achten sollten, Bewerberinnen, die sich auf Stellen für Assistent_innen bewerben, auch stärker für Führungspositionen zu berücksichtigen. Auch die Etablierung von Quoten, wie z.B. im Booking weiblicher Musikschaffender sei eine Möglichkeit, der Anita Jóri jedoch nicht unkritisch gegenübersteht. Viele weibliche DJs wollten nicht “die Quotenfrau” eines Line-ups sein, sondern tatsächlich ernst genommen werden.

An bestehenden Rollenmodellen und Ausbildungsmöglichkeiten könne gearbeitet werden. So machte sich Camille Darroux dafür stark, dass DJ-Workshops oft gänzlich von Männern für Männer konzipiert werden, und dass es Räume bräuche, in denen Frauen mit Musiktechnologie experimentieren können. Das sei aus wissenschaftlicher Perspektive auch schon sehr früh nötig, so Anita Jóri, denn der Zugang zu Technologie wird bereits in der Kindererziehung gegendert. Man dürfe daher elektronische Musik nicht als getrennt von anderen gesellschaftlichen Bereichen sehen und müsse Mädchen bereits früh einen offeneren und kompetenten Umgang mit Musik und Technologie ermöglichen.

Auch im Bereich der Medien und der Repräsentation wurden einige Positionen formuliert. So sei es wichtig, dass gerade öffentlichkeitswirksame Persönlichkeiten antisexistische Postionen übernähmen und diese in der Öffentlichkeit diskutierten. Ebenfalls zentral sei, dass die Medien der Szene ihren Content nicht den Online-Sphären überlassen, sondern die Aktivitäten um ihre Inhalte aktiv moderieren, bspw. wenn sich anti-emanzipatorische Diskussionen ergeben.

Mit diesen Ansätzen verknüpft sei immer auch die Ausbildung eigener Strukturen. Désirée Vach berichtete vom Netzwerk für Frauen in der Musikwirtschaft, einem Mentoring-Programm, das sie mitentwickelt hat und das den “weiblichen Nachwuchs mit erfahrenen Branchenkennerinnen zusammenzubringen” will. Auch Camille Darroux spricht sich dafür aus, solche Netzwerke zu gründen und auszubauen und mit Female-Partys und -Gigs zu verknüpfen. Hierbei sei es jedoch wichtig, eine positive Identität und Atmosphäre aufzubauen und keine ablehnenden Female-Only Strukturen zu entwickeln.

Ob und wie konsumatorische Aktivitäten eine Lösung sein könnten, blieb offen. So überlegte Thomas Vorreyer, ob es nicht möglich sei “die Daten zu beeinflussen”, indem man Male-Only-Labels boykottiere oder die eigenen Playlisten bei Spotify stärker mit weiblichen Akteurinnen bestückt, um die Empfehlungs-Algorithmen zu trainieren.

Christine Kakaire arbeitete diese unterschiedlichen Perspektiven gekonnt aus den diversen Hintergründen der Panelist_innen heraus. Auf ihre abschließende Frage, ob mit den beschriebenen Strukturen und den feministischen Gruppen der Szene nicht schon viel geschafft sei, wusste Anita Jóri zu sagen: “Berlin ist mit seinen sexismussensiblen Netzwerken und Gruppen ein besonderer Ort. Außerhalb von Berlin ist jedoch noch viel zu tun.”

Eine Aufzeichnung des Panels kann hier angesehen werden:

https://www.youtube.com/watch?v=kpMpYFuLUUY

 

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We’re only in it for the money – Martin Lücke kuratiert Ausstellung im rock’n’popmuseum Gronau

Am 28. Oktober fand im rock’popmuseum in Gronau die Eröffnung der Ausstellung „We’re only in it for the money“ statt. Kuratiert hat die Ausstellung Martin Lücke, Professor für Musikmanagement an der Hochschule Macromedia Berlin. Unterstützung erhielt er im Rahmen eines studentischen Lehrprojekts durch die angehenden Musikmanager Ellen Bäuerle und Patrick Liegl. Für alle Seiten war die Erstellung dieser Wanderausstellung, die bis Mitte Februar 2017 in Gronau zu sehen sein wird, ein besonderes Highlight.

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Kuratiert hat die Ausstellung Musikprofessor Martin Lücke der Hochschule Macromedia Berlin mit Unterstützung der Musikmanager Ellen Bäuerle und Patrick Liegl.

Die Musikindustrie ist für den Laien ein Mysterium. Vermeintlich sind es nur die Stars, die für erfolgreiche Hits Millionen kassieren. Doch wie sieht das Geschäft in Wirklichkeit aus? Die Sonderausstellung „We’re only in it for the money“ im rock’popmuseumin Gronau begibt sich auf eine spannende Reise hinter die Kulissen einer vielschichtigen und global agierenden Musikwirtschaft, blickt hinter das Geschehen auf der Bühne, hinter die Produktion eines Albums, hinter die Präsentation von Musik in den Medien. Denn das Geflecht ganz unterschiedlicher Protagonisten aus Produzenten und Verwertern, aus rechtlichen Grundlagen und Verträgen ist für Laien oftmals undurchsichtig.

Seit Jahrhunderten ist Musik ein zentrales Kulturgut, aber auch ein wichtiges Wirtschaftsgut. Musik ist für viele Konsumenten Mittel zur Unterhaltung und Entspannung, ein Sammlerobjekt und vor allem für junge Menschen immer auch identitätsbildend. Und gleichzeitig leben von der Musik zahlreiche Autoren und Künstler, Labels und Verlage, Veranstalter und Medien, Musikalienhändler und Tonstudios.

Anhand von sechs thematisch geordneten Bereichen (Live, Tonträger, Medien, Digitalisierung, Produktion und Verträge) zeigt die Ausstellung die immense Vielfalt der Musikwirtschaft, präsentiert wichtige Entwicklungslinien aber auch dramatische Brüche und spannt sich dabei über fast 150 Jahre Musikwirtschaftsgeschichte.

Weitere Informationen unter www.rock-popmuseum.de und bei Facebook unter http://www.facebook.com/rpm.gronau

– Martin Lücke

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Abschlussbericht zum 2. Summer Institute der Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung “Developments for Musicpreneurs: 14. – 20. September 2016, Porto, Portugal“

Zum bereits zweiten Mal bot die Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung (GMM) mit ihrem „Summer Institut“ in Porto etablierten Musikforscher_innen, Branchenvertreter_innen sowie vor allem jungen Wissenschaftler_innen eine ausgeruhte Plattform des interdisziplinären Austausches. Im Fokus standen dabei in diesen Jahr zunächst die „Musicpreneure“, also die ökonomisch tätigen Musikschaffenden und deren Innovationspotentiale, insbesondere innerhalb einer sehr dynamischen, unübersichtlichen Musikwirtschaft.

Dazu eröffnete der bis dato erste GMM-Vorsitzende Prof. Dr. Carsten Winter (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) das „Summer Institute“ mit einem einleitenden Vortrag zum Thema „Smart Music Cities für alle – Musicpreneure und ihre Netzwerke“, in dem er die Rolle der Musicpreneure und der Musiker_innennetzwerke im Kontext neuer technologischer, kultureller und ökonomischer Städteentwicklungen beleuchtete. Das dabei entstehende Diskussionspotential leitete hier bereits zu Dr. Holger Schwetter (Universität Dresden) und seinem Beitrag „Zur Kritik des Musicpreneurs“ über. Schwetters Beobachtungen von Musiker_innen und deren Haltungen und Kontexten erschien besonders zeitgemäß. Wird doch gesellschaftlich und feuilletonistisch viel über Lebenwelten, Bezahlungen und Herausforderungen Musizierender diskutiert. Inwiefern hier die ‚Illusio’ (sensu Pierre Bourdieu) der Aktiven, also deren Engagement vor dem Hintergrund eines ‚Glaubens’ an Erfolg welcher Art auch immer nun Fluch oder Segen bedeutet, bleibt weiter zu erforschen und vor allem mit der Kulturpolitik zu diskutieren. Verwendet wurde das Konzept jedenfalls im weiteren Verlauf des „Summer Institute“ immer wieder. Zum Abschluss des ersten Tages stellten schließlich Robin Hoffmann, Gründer der Agentur für Corporate Sound „HearDis!“ und Andreas Schönrock, Doktorand am Lehrstuhl Prof. Dr. Peter Wicke an der Humboldt-Universität zu Berlin, ihr von der Europäischen Union gefördertes Forschungsprojekt „ABC_DJ“ vor. Das im Rahmen des „European Union’s Horizon 2020 Research and Innovation Programme“ geförderte Vorhaben hat sich zum Ziel gesetzt, Musikzuschreibungen und -klassifizierungen algorithmisch auswertbar zu machen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit  der TU Berlin, dem Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) und der italienischen IT-Firma Fincons. Das vorgestellte Projekt und insbesondere die vorgestellten Forschungsmethoden sorgten für einen reichlichen und produktiven Austausch mit den anwesenden Musikforscher_innen.

Im Sinne der eingangs bereits angesprochenen Förderung junger Musikwirtschafts- und -kulturforscher_innen wurde dann der zweite Tag des „Summer Institute“ dazu genutzt, laufende Dissertationsvorhaben im breiteren Spektrum der Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung vorzustellen und gemeinsam mit den jeweiligen Doktorandinnen und Doktoranden kritisch zu evaluieren. Gerahmt, moderiert und befeuert wurden diese von den neben Winter anwesenden Hochschullehrern Prof. Dr. Michael Ahlers (Leuphana-Universität Lüneburg), Prof. Dr. Christoph Jacke (Universität Paderborn), Prof. Dr. Matthias Welker und Prof. Dr. Ulrich Wünsch (beide Hochschule der populären Künste Berlin). Schon hier zeigt sich die gewünschte Multiperspektivität zwischen Journalistik, Musikmanagement, Kommunikations- und Medienforschung, Musikpädagogik, Popular Music Studies, VWL und Germanistik.

Den Auftakt der präsentierten Forschungsvorhaben machte Christopher Buschow (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) mit seinem sich in den letzten Zügen vor der Abgabe befindlichen Dissertationsvorhaben zu „Neue[n] Organisationsformen des Journalismus“, in welchem er untersucht, inwiefern mit neuen Formen des Journalismus neue Formen der Organisation innerhalb dieses Feldes einhergehen. Ebenso wie alle folgenden Dissertationsvorhaben wurde auch dieses im Plenum der anwesenden Wissenschaftler_innen diskutiert. Anschließend präsentierte der Medienwissenschaftler Christian Rhein (Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Köln) seine Promotion zu „Fassaden-Medien“ und deren praktische Umsetzung im Werbeumfeld. Das Themenspektrum Werbung wurde auch im folgenden Beitrag von Lorenz Grünewald (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) im Rahmen seiner Dissertation unter dem Arbeitstitel „Die Musikkultur der Marken“ diskutiert. Grünewald erforscht, wie im Umfeld von Marken (neue) Formen von Musikkultur und Musikwirtschaft entstehen und dabei durch Musik bedeutsam werden. Hier standen vor allem die methodischen Herausforderungen, die sich bei der ethnografischen Erforschung von Musikkultur und Markenkultur ergeben, im Zentrum des Vortrages. Aljoscha Paulus (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) referierte danach zum Thema „Organisiert Euch!“ über neue Ansätze interessenpolitischer Organisationen in Kultur- und Kreativwirtschaft.

Anschließend folgten drei Vorträge von Promovierenden, die sich eher in den Anfangsstadien ihrer Promotionen befinden. Hier wurde über Themen wie „Die Auswirkungen von Medieninnovationen auf die Musikindustrie am Beispiel des Video-Netzwerks YouTube“  (Felicitas Cardenas, Popakademie Baden-Württemberg), Liveness in Techno-Musik (Josef Schaubruch, Leuphana-Universität Lüneburg) und Internationalisierungspotentiale innerhalb des Universitätswesens (Alexander Schories, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover) gesprochen und diskutiert. Alle Beiträge bekamen Respondierende zur Seite gestellt, die somit automatisch zu adäquaten Feedbacks und einer sehr fruchtbaren laufenden Diskussion beitrugen.

Die verbleibende Zeit des „Summer Institute“ wurde für die individuelle Betreuung der anwesenden Masterstudierenden, verschiedene Workshops sowie für den allgemeinen, auch informellen, Austausch der anwesenden Forscher_innen, Branchenvertreter_innen und Studierenden genutzt. Die Workshops befassten sich dabei zum einen mit (neuen) Perspektiven und Möglichkeiten wissenschaftlicher Forschung. So stellte Gunda Schwaninger (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover), angelehnt an ihr zuvor ebenfalls vorgestelltes Dissertationsthema „Sciencepreneure – oder die Zukunft des digitalen Publizierens“ Online-Plattformen wie Research Gate vor und diskutierte gemeinsam mit dem Plenum Potentiale, Gefahren und Zukunft ebenjener Plattformen und damit zusammenhängender Selbstdarstellungen. Zum anderen initiierten Dr. Holger Schwetter und Lorenz Grünewald eine Diskussionsrunde zum Thema des ethnographischen Forschens im Bereich von Popmusikkultur.

Foto Holger Schwetter
Foto Holger Schwetter

Wie auch bei den vorherigen Vorträgen und Vorstellungen der Dissertationsvorhaben war auch diese Diskussion äußerst produktiv und fruchtbar. Dies lässt sich sicherlich als eine besondere Stärke des Konzeptes „Summer Institute“ herausstellen, das es ermöglicht hat, allen Anwesenden reichlich Raum für gegenseitigen Wissenstransfer und Dialog zu bieten, der sicherlich grundlegend ist für dieses interdisziplinäre Forschungsterrain der Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung. Somit stellt das „Summer Institute“ einen wichtigen Baustein im Rahmen der sich auch im deutschsprachigen Raum immer intensiver entwickelnden, zwingend inter- bzw. transdisziplinären Popular Music Studies dar. Dass diese sogar Spaß machen können (eine unterschätzte, nicht unwesentliche Motivation des Forschens), zeigten Exkursionen etwa auf ein über die ganze Stadt Porto verteiltes Musik-Festival oder per Führung durch eine engagierte, sympathische Architektin mit profundem Insider-Wissen („The Worst Tour“) zu brachliegenden Plätzen und Orten dieser hoch interessanten (Musikkultur-)Stadt Porto, etwa zu einem von Musiker_innen genutzten großen ehemaligen Einkaufszentrum, in dem in den einstigen Läden nunmehr weit über 100 Proberäume eingerichtet wurden und man laut dröhnende Heavy-Metal-Klänge aus umgenutzten Boutiquen oder Blumenläden hörte und spürte. Insbesondere die flachen Hierarchien, die Themenoffenheit und Gesprächsbereitschaft zwischen allen Teilnehmer_innen hat zu manch legendärem Moment und einer schon bekundeten hohen Motivation geführt, beim kommenden „Summer Institute“ wieder dabei sein und mitreden zu wollen. Legendär ungleich war allerdings die Geschlechterquote bei Teilnehmenden und Referierenden, hier würde ein größerer Frauenanteil sicherlich nicht schaden, was man (sic!) den Veranstaltenden nicht vorwerfen kann. Schaut man da in andere florierende Netzwerke, lässt sich erfreulicherweise eine gleichmäßigere Verteilung erkennen. Letztlich bleibt neben der entspannen und produktiven Stimmung sowie – laut einiger Spiegelungen durch Teilnehmende des Voneinanderlernens – auch der verschärfte Eindruck, dass sich im deutschsprachigen Raum der Popmusikkulturforschungen immer mehr (junge) Menschen aufmachen und interdisziplinär vernetzen. Diese Beobachtung kann man nur unterstützen.

Jonas Gödde, Christoph Jacke, Dominik Nösner (Paderborn)

 

 

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Call for Sessions & Participation: Most Wanted: Music. Call for Participation und Ticketverkauf starten.

 

Berlin, 26. August 2016 – Praktisches Know-how fördern, Vernetzung und Austausch anregen und neue Lösungsmodelle für die Branche entwickeln, das sind die Ziele der am 10. & 11. November 2016 von der Berlin Music Commission, dem Netzwerk der Berliner Musikwirtschaft, veranstalteten Musikbusiness-Konferenz Most Wanted: Music (MW:M). Ursprünglich Teil der Berlin Music Week, hat sich MW:M zu einer eigenständigen Konferenz mit nationaler Relevanz entwickelt.

Den Auftakt des zweitägigen Formats bildet der Konferenzteil, die MW:M #convention, mit über 40 Workshops, Panels und Talks.

Den zweiten Veranstaltungstag bilden die MW:M #satellites – Events, die von einer Vielzahl von Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Netzwerken und anderen Partnern aus der Musikwirtschaft an verschiedenen Orten in ganz Berlin durchgeführt werden. In Workshops, Showcases, Parties und Networking Events erhalten Interessierte einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der Berliner Akteure.

Bis zum 30. September 2016 ruft die Berlin Music Commission zu einem Call for Participation auf – Programmvorschläge für Workshops, Panels und Talks können über folgendes Formular eingereicht werden:

Call for Participation

Vorschläge für Satelliten-Events, können hier eingereicht werden:

Call for Satellites

Tickets für Most Wanted: Music gibt es ab sofort auf Eventbrite. Die Teilnahme an der Most Wanted: Music #convention kostet 29,99€ sowie ermäßigt 19,99€ für StudentInnen und Auszubildende. Die Teilnahme an den Most Wanted: Music #satellites ist kostenfrei. Der Most Wanted: Music Newsletter informiert über Updates und Details zum Programm und kann hier abonniert werden: Newsletter

Alle weiteren Infos und regelmäßige Programmupdates gibt es auf www.mwm-berlin.de.

Über die Berlin Music Commission:

Die Berlin Music Commission organisiert und vernetzt Akteure aus allen Bereichen der Musikwirtschaft und ist deren Sprachrohr gegenüber Politik und anderen Branchen. Durch aktive Vernetzung bündeln wir Unterschiede, um neues kreatives und wirtschaftliches Potenzial zu erschließen. Gemeinsam entwickeln wir so langfristige Projekte, die die Akteure fit machen für die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt und die Musikwirtschaft weiter entwickeln.

 

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GMM-Workshop zu (neuen) Chancen und Herausforderungen für Musiknetzwerke

Am 30. Juni richtete die Fachgruppe „Musiknetzwerke“ der Gesellschaft für Musikwirtschafts- und Musikkulturforschung (GMM) e. V. in Kooperation mit dem Masterprogramm „Medien und Musik“ des Instituts für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK), dem  Förderkreis der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH), der Musikland Niedersachsen gGmbH, dem MusikHUB von kre|H|tiv Netzwerk Hannover e. V., dem Clustermanagement Musikwirtschaft Mannheim & Region und der Berlin Music Commission (BMC) e.G. einen ersten Forschungs-Workshop „Musiknetzwerke – Neue Chancen und Herausforderungen“ aus. Die Veranstaltung, auf der mit Akteuren maßgeblicher Netzwerke erstmalig systematisch mit Bezug auf den Forschungsstand zur Managemententwicklung Herausforderungen, Probleme und Chancen von Musiknetzwerken und ihren Netzwerkakteuren gesichtet und diskutiert wurden, war ein voller Erfolg.

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Wer oder was treibt bzw. behindert die Entwicklung neuer Netzwerke und ihrer OrganisatorInnen? Was unterscheidet und was eint sie? Was gibt es für aktuelle Entwicklungen und Vorhaben? Fragen wie diese wurden in drei World-Cafés erörtert, u. a. mit Dana Bauers (Pop KW), Leila Döring (KlubNetz), Julia Wartmann (Local Heroes), Christine Preitauer und Kai Schirmeyer (kre|H|tiv), Gunnar Gessner (Musikland Niedersachsen), Hendrik Deutsch (Landesmusikrat), Andreas Burckhardt (LAG Jazz), Arne Jansen (HMTMH), Matthias Rauch (Clustermanagement Musikwirtschaft Mannheim und Region) und Olaf „Gemse“ Kretschmar (Berlin Music Commission).

Die drei je 45-minütigen moderierten und inhaltlich vorbereiteten Gesprächsrunden an Themen-Tischen mit verschiedenen Schwerpunkten erarbeiteten gemeinsam die Gegenwart und mögliche Zukunft der Musikwirtschaft: Für sie wird die Unterstützung, die Musiknetzwerke und ihre OrganisatorInnen mit immer mehr Musicpreneuren erbringen, offenbar immer wichtiger.

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Konkret wurde in den Diskussionen u.a. die qualitative Vielfalt von Netzwerken und ihre quantitative Zunahme hervorgehoben, wobei für ihre Entwicklung die Bedeutung sowohl digitaler Netzwerkmedien als auch „physischer Orte“ betont wurde: Entfaltet wird der Spielraum für neue Möglichkeiten der musikbezogenen Vernetzung und Kreation von Werten offenkundig am besten im Verbund beider Möglichkeiten, wobei von den GesprächsteilnehmerInnen eingeräumt wurde, dass diesbezüglich z. B. in Hannover noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, weshalb die beiden lokalen Mitveranstalter kre|H|tiv und das Musikland Niedersachsen in ihrer Arbeit hier Schwerpunkte setzen – auch in der Kooperation mit der Fachgruppe „Musiknetzwerke“ der GMM.

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Neben den vielen Leistungen, die Musiknetzwerke und Musicpreneure offenbar erbringen, wurden auch neue und große Herausforderungen insbesondere im Kontext der disruptiven Strukturtransformationen von Musikwirtschaft und Musikkultur thematisiert: etwa die immer geringere strukturelle soziale Absicherung der immer häufiger als Soloselbstständige bzw. Mikrounternehmer tätigen Musikakteure oder auch ihre (Netzwerk-)Organisationspraxis betreffende „free-rider“-Probleme, von denen die Akteure allerdings berichteten, dass die meisten von ihnen erst Erfahrungen mit und in Netzwerken machen müssen, um eine „netzwerktypischere ausbalanciertere Sozialität des Nehmens und Gebens“ zu erlernen. Hinsichtlich der (zunehmend prekären) sozioökonomischen Stellung von Künstlern und Kreativen wurde nicht zuletzt auch die Zeitgemäßheit verschiedener Vergütungs- und Sicherungsmodelle kritisch reflektiert, darunter GEMA, KSK und bedingungsloses Grundeinkommen. Im Zusammenhang mit der Frage nach den Akteuren und den Beiträgen, die jene (medial) unternehmerischen Musiker leisten, die heute oft als „Musicpreneure“ bezeichnet werden, rückte außerdem die künstlerische Ausbildung ins Zentrum der Diskussion. Ähnlich wie die aktuelle Jazzstudie forderten auch die anwesenden Akteure eine verstärkte Orientierung der (Hochschul-)Ausbildung an erwerbsstrukturellen Realitäten.

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Spannend mit Blick auf Erwartungen an die künftige Entwicklung der „UNESCO-Cities of Music“ war schließlich der Austausch darüber, ob es Hannover und anderen Städten wie vor allem Mannheim, Hamburg und Berlin gelingen kann, sich im Kontext von Digitalisierung als „Smart Music City“ zu etablieren. Kontrovers erörtert wurden hier einerseits sehr praktische Perspektiven zu Potenzialen und Herausforderungen der Verbindung von (kommunaler/regionaler) analoger und (räumlich unbegrenzter) digitaler (Musik-)Welt. Andererseits wurde hinsichtlich der Entwicklung von „Smart Cities“  debattiert, inwiefern Musiknetzwerke dazu beitragen könnten, diese mit möglichst vielen Musikakteuren „bottom up“ mitzugestalten, um nicht zuletzt in Sachen Musikkultur das Gemeinwohl gegenüber dem Kommerz obsiegen zu lassen.

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Der Brückenschlag zwischen der Wissenschaft und Praxis der Netzwerke und des Netzwerkens wird thematisch in der Fachgruppe „Musiknetzwerke“ der GMM fortgeführt: zum Thema „Smart Music Cities“ auf der Konferenz des Reeperbahnfestivals im September in Hamburg und zur Entwicklung der Musiknetzwerke  auf der MostWanted:Music-Konferenz der Berlin Music Comission im November 2016. Interessierte Musikakteure und WissenschaftlerInnen sind eingeladen, sich bei den genannten Gelegenheiten und in der GMM an der Vernetzung und ihrer weiteren Erforschung zu beteiligen.

Hannover, den 07.07.2016
Text: Aljoscha Paulus
Fotos: Marie-Christine Drunat